Grundschule Adorf
 
 

Schulchronik

 



Zur Enstehung der Katholische Volksschule Adorf (ab 1962 Volksschule, ab 1965 Grundschule Adorf ab 1974 zur Gemeinde Twist, Landkreis Emsland )

Adorf liegt im südlichen Bourtanger Moor und ist nach dem Fluss Aa benannt. Das Dorf erstreckt sich in Ost-West-Richtung südlich der Aa. Die Entstehung des Ortes ist im Zusammenhang mit dem Beginn der Urbarmachung des Bourtanger Moores in der Mitte des 17. Jahrhunderts durch den Theologen und Arzt Johann Picardt zu sehen, der im Auftrage von Graf Ernst Wilhelm zu Bentheim die Kolonie "Ernstdorf", später "Alte Piccardie" anlegte. Zur Nutzung der Moore nördlich der Piccardie erfolgte 1770 der Vorschlag, eine weitere Kolonie an der Aa anzulegen. Nach Regelung von Grenzstreitigkeiten wurde 1775 mit der Vermessung der ersten fünf Kolonate an der Aa begonnen. Die Besiedlung des Gebietes wurde etwa zum Ende des 18. Jahrhunderts abgeschlossen. Etwa zur gleichen Zeit erfolgte die Besiedlung auch nördlich der Aa, wo die Orte Rühlertwist und Hesepertwist entstehen.

Bis 1798 gehörten alle Kolonisten in Adorf dem reformierten Bekenntnis an. In diesem Jahr wurde dann dem ersten Katholiken Gerd Steffens ein Kolonat zugeteilt. Im Laufe der Zeit nahm der Anteil der katholischen Bevölkerung immer mehr zu. Bis 1892 gehörten die reformierten Bewohner zur Kirchengemeinde Veldhausen, danach zu Georgsdorf, obwohl dort seit 1866 eine eigene reformierte Kirche bestand. Die Katholiken gehörten kirchenrechtlich zur Pfarrei in Neuenhaus. Wegen der weiten Wege wurden sie auf Antrag ab 1829 der katholischen Kirche Twist zugeordnet.


Zum Schulbesuch der katholischen Kinder ab 1801


Als im Jahre 1801 in Adorf eine Schule errichtet wurde , weigerte sich der Kolonist Gerd Steffens (jun.), sich an den Kosten zum Bau der Schule und an den Unterhaltskosten des Lehrers zu beteiligen. Die Gemeinde könne ihm nicht garantieren, dass sie stets für die Einstellung eines Lehrers sorgen würde, der den Unterricht auch in hochdeutscher Sprache abhalten könne. In den katholischen Kirchen der Grafschaft Bentheim werde aber die hochdeutsche Sprache gebraucht. Deshalb müssten seine Kinder hochdeutsch lernen. Mit einem Lehrer, der nur holländisch verstehe, sei ihm nicht gedient. Seine Argumentation wurde von der Regierung nach Einholung von Gutachten bestätigt. Da aber in der Grafschaft keine Schule in der Nähe war, in der die Kinder hochdeutsch unterrichtet wurden, gingen die katholischen Kinder fortan gastweise in die 1 km entfernt liegende Kath. Volksschule nach Hesepertwist (Angaben nach: Gregor G. Santel, Kirchwege von Adorf und Neuringe nach Twist, Bentheimer Jahrbuch 1998, Seiten 63 - 73).
Im Jahre 1923 war die Zahl der katholischen Kinder aus Adorf auf 47 angestiegen. Als 1928 in Hesepertwist die Schülerzahl den Bau eines weiteren Klassenraumes erforderlich machte, kündigte Hesepertwist das Gastschulverhältnis. Ein Kampf für und gegen eine neue Schule begann. Es herrschte große Uneinigkeit in der Gemeinde. Der Bürgermeister Hake trieb jedoch den Schulbau voran.

1930

Zum 1.2.1930 wird Lehrer Adam mit der Wahrnehmung einer Stelle an der neu einzurichtenden Schule beauftragt. Der Unterricht findet zunächst nachmittags an der Schule in Hesepertwist statt, ab 18. August 1930 dann in der Ev. Volksschule Adorf. Der Schulneubau gestaltet sich wegen des moorigen Baugeländes recht schwierig und ist erst zu Beginn des Jahres 1931 fertiggestellt. In dem Dokument, das bei der Grundsteinlegung der Schule in die Grundmauer eingelegt wird, heißt es im 1. Abschnitt:
"Am 28. Mai 1930 unter der Reichspräsidentschaft des hochverehrten Herrn Reichspräsidenten Paul von Hindenburg, dem Preußischen Ministerpräsidenten, Herrn Braun,  dem Preußischen Kultusminister, Herrn Dr. Grimme, dem Oberpräsidenten der Provinz Hannover, Herrn Noske, dem Regierungspräsidenten von Osnabrück, Herrn Dr. Sonnenschein, dem hochwürdigsten Herrn Bischof von Osnabrück, Dr. Wilhelm Berning, dem hochwürdigen Herrn Pfarrer, Bernhard Temming, dem Landrat von Bentheim, Herrn Böninger, dem Schulrat für den Schulaufsichtsbezirk Lingen-Grafschaft Bentheim, Herrn Meyer,  dem Gemeindevorsteher von Adorf, Herrn Hake, und dem ersten Lehrer der katholischen Volksschule von Adorf, Herrn Alfred Adam, ist dieses Dokument in die Grundmauer dieser Schule eingelegt woden.". Zum Abschluss heisst es: "Mögen alle Hoffnungen, die sich an diesen Schulneubau knüpfen, zur grösseren Ehre Gottes und zum Segen der Gemeinde Adorf sich verwirklichen! Das walte Gott!"

1931

Die Einweihung der Schule findet am 5. März 1931 statt. Nach der Festpredigt in der Pfarrkirche zu Twist und der kirchlichen Weihe des Schulraumes und der Lehrerwohnung hält Herr Regierungsschulrat Dr. Knapp die Festansprache.

Der Unterricht beginnt mit 59 Schülern und steigt in den folgenden Jahren bis auf 85 im Schuljahr 1935/36.


Es folgt eine Zusammenstellung der bekannten Lehrkräfte an der kath. Schule:

  • 1.2.1930 - 30.9.1033: Alfred Adam, geb. 14.11.1900, ledig,
  • 19.4.1932 - 31.5.1942: Herbert Polschmidt, geb. 15.12.1903, ledig,
  • 14.5.1936 - 20.3.1964: Maria Jahn, geb. 8.6.1898,  ledig, im Kriege 1 1/2 Jahre Dienstleistung im Sudetengebiet,
  • ab 1.6.1947: Josef August Jocksch, geb. 12.3.1903, zum 2. Mal verheiratet, Ostvertriebener aus Schlesien.

1938

Ab Frühjahr 1938 wird in Adorf die Gemeinschaftsschule eingeführt, die bis 1946 bestehen bleibt. An ihr unterrichten Lehrer Niermann, und Lehrerin Stockmann.

1947

Nach seiner Einstellung in Adorf stellt Lehrer Jocksch das größte Zimmer seiner Dienstwohnung mit 4 x 4,5 qm  als 2. Klassenraum (Behelfsklasse) zur Verfügung. Hier können 12 Zweisitzerbänke untergebracht werden.

Beim gemeinsamen Sportfest der Adorfer Schulen mit den Schulen in Hesepertwist und Rühlertwist gewinnen die Jungen das Fußballspiel im Endspiel gegen Hesepertwist.

1950

Adorf findet bei der Vergabe der Kulturfördermittel aus dem Emslandfonds 1950/51 Berücksichtigung, so dass ein zweiter Klassenraum und ein Gruppenraum gebaut und mit Gestühl ausgestattet werden können. Der Gruppenraum und der neue Flur sind für den evtl. Einbau einer Zentralheizung unterkellert. Die Einweihung des Erweiterungsbaus erfolgt am 24.4.1952. Die Festansprache hält Kreisschulrat Portheine. Er geht auf die grundlegende Wandlung ein, die das Schulwesen im Laufe der letzten Jahre durchmachte. Gerade in den Landgemeinden sei es von allergrößter Bedeutung, den Kindern eine gute Allgemeinbildung mit auf den Lebensweg zu geben, weil nur ein tüchtiger Mensch, ganz gleich, ob in der Landwirtschaft oder in einem anderen Beruf auf  Dauer in der Lage sei, etwas zu leisten (GN, 25.4.1952)

Die Schule erhält 1950 von der Kreisbildstelle ein Rundfunk-Empfangsgerät, 1954 ein Episkop.

1952

Ein Trinkwasserbrunnen wird erbohrt, die Pumpe aufgestellt, aber das Wasser für Trinkzwecke vom Gesundheitsamt nicht freigegeben.

Im Juni machen die Schüler einen Ausflug entlang der Ems nach Papenburg, Leer und Logabirum, im Juli 1954 nach Tecklenburg mit einer Kammwanderung im Teutoburger Wald. Weitere Fahrten folgen regelmäßig jedes Jahr. Alljährlich finden auch Wanderungen zur Aa-Quelle und den 7 Kölken statt, die immer mehr zuwachsen.

1954

Der Schulzahnarzt stellt fest, dass von 60 Kindern 34 ein behandlungsbedürftiges Gebiss haben.

1956

Beim Sportfest der Schulen Adorf, Neuringe, Hesepertwist, Rühlertwist und Bült gewinnen die Adorfer Mädchen im Korbballspiel in der Endrunde gegen Hesepertwist.

1957

Nachdem in Hesepertwist der Neubau einer Schule geplant ist, wird die Zusammenlegung der Kath. Schulen von Adorf und Hesepertwist zunächst vom Bürgermeister von Hesepertwist, 1957 auch von der Schulbehörde angestrebt. Dies wird vom Adorfer Gemeinderat am 28.8.1957 nach einer Gemeindeversammlung, in der sich die Mehrzahl der Gemeindemitglieder dagegen ausgesprochen hat, abgelehnt. Die Adorfer können den Hesepertwistern die Kündigung des Gastschulverhältnisses vom Jahre 1928 nicht vergessen.

1958

Die Gemeindebücherei bekommt von der Landesbücherei ca. 200 - 250 Bände zugewiesen; davon erhält die Schülerbücherei der Schule 35 Bände zugeteilt.

1959

Endlich bekommt die Schule eine Wasserleitung. Das Schulgrundstück erhält an den Eingängen zur Straße hin massiv gemauerte Pfeiler mit geschmiedeten Toren sowie zu der Straßenseite und an der Westseite einen neuen Drahtzaun.

1960

Zum Tag des Baumes werden 7 Fichten aus dem Harz gepflanzt. Die Fichten sind eine Austauschsendung gegen ein Paket Torfproben verschiedenster Art an eine Schule im Harz. Im August 1960 werden die Zugänge zur Schule gepflastert.

1961

Im Schuljahr 1961/62 steigt die Schülerzahl erstmals über 100, auf 103, an. Sie steigt weiter bis zum Schuljahr 1963/64 auf 116.

Es besteht Aussicht, dass Adorf eine 4. Lehrkraft bekommt. Nach dem Schulgesetz von 1954 rechnen beide Adorfer Schulen für die Stellenbesetzung zusammen, obwohl der "konfessionelle Charakter der Schulen" noch gesichert ist. Bei 116 Kindern an der Kath. Schule mit 2. Lehrkräften  und  53 Kindern an der Ev. Schule mit einer Lehrkraft will man eine ev. Lehrkraft zuweisen. In zwei Elternversammlungen an der Kath. Schule wird in Resolutionen an den Regierungspräsidenten in Osnabrück als 4. Lehrkraft für Adorf eine 3. katholische für die Kath. Schule gefordert.

In Adorf und Umgebung herrscht monatelang die ansteckende Gelbsucht. Hohe Fehlziffern in der Schule sind die Folge.

1962

Anfang April 1962 erkrankt Lehrer Jocksch. die für Adorf zugewiesene 4. Lehrkraft, der Junglehrer Siegfried Pawelzik, der zuvor in Grasdorf tätig war, übernimmt die Vertretung, bis Lehrer Jocksch am 4.9. seinen Dienst wieder aufnimmt. Herr Pawelzik wird dann nach Hesepertwist versetzt. Nach Adorf kommen zwei Junglehrer, so dass die Kath. Schule jetzt 3 und die Ev. Schule 2 Lehrkräfte hat.

Nachdem Lehrer Schläfert von der Ev. Schule nach einem Verkehrsunfall in den Herbstferien zum 1.12.1962 in den Ruhestand versetzt wird, wird die Verwaltung beider Schulen in Durchführung des Schulgesetzes von 1954 zusammengelegt. Es entsteht eine Schule für Schüler aller Bekenntnisse.. Die Leitung wird dem Lehrer Jocksch von der Kath. Schule übertragen. Jede Schule behält jedoch ihren Charakter als Konfessionsschule. Die Schule trägt den Namen


Volksschule Adorf


Die Darstellung der Schulgeschichte der Volksschule Adorf  (einschl. der bisherigen Ev. Schule.) wird hier fortgeführt.

Lehrkräfte der Schule sind

  • von der Kath. Schule: Schulleiter  Josef August Jocksch, Lehrerin Maria Jahn, Lehrerin Heidemarie Wolters, geb. Lauven,
  • von der Ev. Schule: Lehrerin Karin Pawelzik, Lehrer Siegfried Pawelzik.

1963

Lehrer Jocksch wird am 30.3.1963 im Rahmen einer kleinen Schulfeier die Ernennungsurkunde zum Hauptlehrer überreicht.

Ostern besuchen die gesamte Schule 51 ev. Schüler und 116 kath. Schüler, zusammen 167 Schüler. Die kath. Schüler erfüllen ihr 9. Schuljahr an der "Sammelschule" Hesepertwist-Siedlung, die ev. Schüler an der Schule in Georgsdorf.

1964

Am 8.12.1964 findet eine Elternversammlung mit etwa 79 Eltern statt, in der Schulrat Thielke die künftige Entwicklung der Schulen zu Mittelpunktschulen und die Notwendigkeit der Abschulung  des 7. und 8. Schuljahrgangs nach Hesepertwist darstellt. Die ev. Schüler sollen zunächst auch nach Hesepertwist umgeschult werden, bis der Erweiterungsbau der Georgsdorfer Schule fertiggestellt ist. In Adorf würden die Klassen 1 - 6 mit 4 Lehrkräften (1 ev., 3 kath.) bleiben. Es müsste der Bau von zwei Lehrerwohnungen und der Anbau eines Klassenraumes bei der Kath. Schule durchgeführt werden. Nach dem Vortrag folgt eine aufgeregte Debatte, die in persönliche Vorwürfe ausartet und zum Verlassen des Saals durch eine Gruppe führt. Der Gemeinderat beschließt die Abschulung der 7. - 8. Schuljahrgänge nach Hesepertwist und den Verbleib der Schuljahrgänge 1 - 6 in Adorf.

1965

In der folgenden Ssitzung am 10.2.1965 beschließt dann der Gemeinderat einstimmig, auch das 5. und 6. Schuljahr nach Hesepertwist abzuschulen. In Adorf verbleiben für die kath. Schüler 2 Klassen und für die ev. Schüler 1 Klasse. Für letztere wird beschlossen, einen Klassenraum an das bisherige kath. Schulgebäude anzubauen. Das bisherige ev. Schulgebäude ist wegen des Alters abgängig. Außerdem soll ein Lehrerwohnhaus gebaut werden. Über die Gründe, die zu dem neuen Beschluss führten, ist in der Schulchronik nichts ausgeführt.

Die Schulchronik endet hier.

Die Schuljahrgänge 5 - 8 werden zum Schuljahr 1965/66 nach Hesepertwist abgeschult. In Adorf verbleibt nur die Grundschule.

Grundschule Adorf

1967

Hauptlehrer Josef Jocksch wird am 17. August 1967 in den Ruhestand versetzt. Er wurde am 12.3.1903 in Frankenstein in Schlesien geboren. Nach dreijähriger Ausbildungszeit an der Kath. Präparandenanstalt besuchte er das Staatliche Lehrerseminar und bestand 1923 die erste Lehrerprüfung. Erst nach zehn Jahren erhielt er eine Anstellung als Hilfslehrer im Kreise Glatz.  1938 erhielt  er die Ernennung zum Beamten auf Lebenszeit. Nach Kriegsdienst, englischer Kriegsgefangenschaft  und Tätigkeit im Hoch- und Tiefbau war er seit dem 1.6.1947 in Adorf  tätig. 1963 wurde er zum Hauptlehrer ernannt. In allen Ansprachen zu seiner Verabschiedung wird deutlich, welcher Achtung sich der scheidende Pädagoge in Adorf  und Umgebung erfreut. Schulrat Linge spricht von einem "Seminaristen  der guten alten Art". Sein Nachfolger wird der Lehrer Antonius Bültel, der schon an der Volksschule Adorf tätig ist (GN, 18.8.1967).

1974

Im Zuge der Nds. Verwaltungs-und Gebietsreform wird am 1.3.1974 die Gemeinde Twist mit 4 weiteren Nachbargemeinden, den heutigen Ortsteilen Adorf, Hebelermeer, Neuringe sowie Rühlermeer/-feld zu einer Einheitsgemeinde zusammengeschlossen. Twist gehört zum Landkreis Emsland. Die Schule ist seitdem  einem Schulrat in Meppen zugeordnet.

Quellen:

  • Schulchronik der Katholischen Volksschule Adorf  (Neu aufgestellt von Lehrer Josef Jocksch ab 1947 - 1965) 
  • Gregor G. Santel, Kirchwege von Adorf und Neuringe nach Twist,  Bentheimer Jahrbuch 1998 S. 63 - 73
  • Gregor Santel, Zur Entstehung der Moorkolonien Adorf und Neuringe, Vortrag auf der 2. Tagung "Emsländische Geschichte" am 31.8.1991, Text von Herrn Santel zur  Verfügung gestellt